Archiv für die Kategorie ‘Interview’

Am 18. Oktober erscheint I´m Kingfishers 4. Soloplatte – die erste unter diesem neuen, etwas skurrilen Namen. Das haben sich die netten Ornithologen von birdguides.com (oder sind es eigentlich doch nur ordinäre Vogelbeobachter?) natürlich nicht nehmen lassen und führeten ein Interview mit dem Künstler, der eigentlich Schwede ist und Thomas Denver Jonsson heißt, über, ja, hauptsächlich Vögel, aber auch über die neue Platte ”Arctic”.

Das ganze gibt es als kurzes Video hier und ich freu mich dann mal auf das neue Album.
 
Ach ja, Kids, nicht vergessen: BirdGuides brings you better birding through technology.

Kurz bevor Roskilde anfängt, ist die zweiteilige Reportage über das Orange Blossom Special (auf dänisch und englisch) noch fertig geworden. Eine gute Kritik über das Festival, gibt es ansonsten hier bei den Kollegen von Nilson.de zu lesen.


Teil 1 – 41:03 Min.


Teil 2 – 39:52 Min.


Erstmals gesendet am 1.6.2010 (Teil 1) und am 22.6.2010 (Teil 2) und auf XFM, Se Tschörmans. Von Jan Hinnerk Petersen und Jan Christoph Hajek. Schnitt und Zusammenstellung: Jan Hinnerk Petersen.

PS: Im Myspace von Videomann – da beschreibt der Name mal genau, was es ist – gibts einige Konzertaufzeichnungen.

Der wohl berühmteste Vogel der letzten Jahre ist tot! Zumindest auf dem OBS-Plakat. Und gleich neben dem toten Piepmatz steht das Motto dieses Jahres: „Das kann man nicht twittern“ – und dann stellt sich natürlich die Frage, ob man es denn bloggen kann.

Tja, bloggen könnte man das ganze wohl, aber da das Orange Blossom Special in Beverungen im Garten der Glitterhouse-Villa – das wohl schönste und familiärste Festival, das ich je besucht habe – nur peripher etwas mit skandinavischer Musik zu tun hat (Es gab die großen Gesten von Kashmir und die vergleichsweise eher kleine Melancholie der Schweden von Golden Kanine), lasse ich es einfach und poste hier nur die Reportage, die Hinnerk und ich gemacht haben, sobald sie fertiggeschnitten wurde; was hoffentlich spätestens nächsten Dienstag passiert.

Golden Kanine auf dem OBS

Aber die Festival-Saison hat also ernsthaft begonnen: Meine Akkreditierung für das Roskilde Festival ist angekommen und vom 10.-12. Juni steht erstmal das Start!-Festival an, wo Se Tschörmans eine tägliche Show moderieren dürfen. Der ganze Spaß wird dann auch live im Internet zu hören sein.

Und wie war das noch mit der Schwalbe und dem Sommer? Das Wetter ist glücklicherweise Rechtzeitig auf dem Weg der Besserung, die Vulkanasche sich wohl am beruhigen. Da braucht man auch keine Vögel mehr.

Rolf Hansen + Jeppe Cornelius, Stubnitz, 23.2.2010
Rolf Hansen + A Key Is A Key, Huset ved kongens Have, 11.3.2010

Il Tempo Gigante in Person von Rolf Hansen ist zurück und schlägt nach einem großartigen Prolog endlich das erste Kapitel der neuen, großen Zeit auf.

Es war still geworden, so verdammt still. Im September 2008 spielten Il Tempo Gigante noch auf dem Nye Rødder-Festival, kurz darauf zusammen mit Choir of Young Believers im Klub Rolig in der Ideal Bar. Und seitdem nur noch Stille: Keine Konzerte, keine neuen Aufnahmen, weder die Homepage noch der Myspace wurden aktualisiert, auf EP-Bestellungen wurde nicht reagiert und irgendwann konnten die Songs auf Myspace nicht mal mehr abgespielt werden. Ich dachte, Il Tempo Gigante hätte denselben Weg wie so viele andere Bands eingeschlagen und ganz einfach das Zeitliche gesegnet.

Foto aus alten, großen Tagen: April 2008 im Vega (Foto: André)

Irgendwann traf ich dann Jakob Falgren, der unter anderem auch Bassist von ITG war/ist und erzählte, dass die Band wahrscheinlich noch bestand habe.

An einem Dienstag im Februar ist es dann soweit. Ich droppe meine Radioshow und fahre raus zur Stubnitz, dem alten Fischtrawler aus Rostock, der zurzeit in KBH ankert; hier soll Rolf Hansen heute zusammen mit Jeppe Cornelius (Won´t Lovers Revolt Now) im Klub Kristian auftreten.

Kristian Harting, Namensgeber und Arrangeur des Clubs, beginnt mit Gedichtvertonungen. Nett und ruhig, wie es hier immer zugeht. Es sind vielleicht 30 Leute anwesend, wie viel davon zur Stubnitzcrew gehören, ist nicht auszumachen. Jeppe Cornelius´ Set ist kurz und abwechslungsreich und irgendwann betritt Rolf Hansen die Szene. Er sieht ein wenig abgemagert aus, doch sein Bart steht in voller Pracht, das Haar ist etwas länger, er sichtlich nervös; gibt das auch nach dem ersten Lied zu. Er ist lange nicht mehr vor einem Publikum aufgetreten, fummelt an der elektrischen Gitarre, am Verstärker: „Ich kenn ihn nicht, wir haben noch keine Freundschaft geschlossen.“ Aber das wird noch. Nach dem dritten Lied ruft jemand „Jeah!“ und der schüchterne Sänger quittiert das mit einem Lächeln: „Und schon bin ich nicht mehr ganz so nervös.“

Der Rest des Abends ist in die Zukunft gerichtete Nostalgie…

Rolf Hansen 2008: Auf der Suche nach der großen Zeit.


Einige Tage später, am 11.3., steht dann auch schon das nächste Konzert im Huset ved Kongens Have an. Michael Rexen von A Key Is A Key lädt zur ersten Ausgabe seines neuen Musikclubs ein. Sie selbst lassen es sich natürlich nicht nehmen, heute aufzutreten, aber Rolf Hansen darf den Abend eröffnen.

Im Gegensatz zur Stubnitz scheint er heute schon fast selbstbewusst und es gibt auch keinen einzigen Grund, warum er an sich und seiner Musik zweifeln sollte. Gerade von Speed of Sound gesignt, wird das Longplayer-Debut wahrscheinlich noch diesen Frühling erscheinen.

Er spielt neue Nummern wie Level Up und Lost Something Good, was wohl der Titeltrack der Platte werden wird, und alte wie Under Your Skirt. Und vor dem letzten Lied wirft Rexen die berechtigte Frage in den Raum, ob jetzt der Hit komme. Ja, er kommt: Your Father & I ist eine der wohlklingendsten Nummern, die die Kopenhagener Musikszenen in den letzten Jahren veröffentlicht hat und sollte sich dieser Track nicht auf der LP wiederfinden, stell ich ihn hier mal vorbeugend rein – Die EP, die vor Jahren veröffentlicht wurde, scheint wohl endgültig vergriffen zu sein.

Willkommen zurück, willkommen in der neuen, großen Zeit. Es werden hoffentlich noch viele Kapitel.



Il Tempo Gigante: Your Father & I



Interview mit Rolf Hansen (Il Tempo Gigante) und Jeppe Cornelius (Won´t Lovers Revolt Now) vom Stubnitzkonzert am 23.2.2010. Erstmals gesendet am 2.3.2010 auf XFM, Se Tschörmans. Von Jan Christoph Hajek. Schnitt und Zusammenstellung: Jan Hinnerk Petersen und Jan Christoph Hajek.

Efterklang: „Magic Chairs“ (4AD/Rumraket), VÖ: 22.2.2010

Die dritte reguläre LP von Efterklang brauchte eine ganze Weile, um sich in meinem Kopf festzusetzen. Die langen und ausschweifenden Kompositionen der Vergangenheit sind auf „Magic Chairs“ einem sehr viel stringenterem Songwriting gewichen.

Über fünf Wochen schlage ich mir jetzt schon diese Platte um die Ohren. Die Kritiker scheinen europaweit die gleiche positive Melodie zu summen: „And the modern drift is all I have“. Postmoderne Popmusik, Versatzstücke aus allen Ecken, The Modern Drift ein großer Opener für eine Platte, die fast live beim gemeinsamen Musizieren entstanden sein soll und nicht mehr in nerdiger Studiobastelarbeit zusammengesetzt wurde.

Mads Brauer, Thomas Husumer, Rasmus Stolberg und Sänger Casper Clausen sind noch immer der innerste Kern von Efterklang, doch scheinen auch die Ideen von besonders Peter und Heather Broderik Gehör gefunden zu haben. Die Platte ist meilenweit entfernt von den endlosen Verspieltheiten der beiden Vorgänger. Wenn die zweite Platte „Parades“ ihr „Dark Side oft he Moon“ gewesen sein soll, dann ist „Magic Chairs“ ihr „Wish You Were Here“.

Casper Clausens Stimme ist weiter in den Vordergrund gemischt, ist nicht mehr nur ein weiteres Instrument im Kosmos des Sammelsuriums von Efterklang und man verspürt eine neue Sicherheit in seinen Vocals. Die Musik ist viel weniger ausufernd als ehedem und ist beinahe schon kurzen Popsingles gewichen. Und genau das ist vielleicht mein Problem. Noch immer kann man auf Erkundungsreise gehen, immer neue Aspekte finden, doch ist „Magic Chairs“ nicht mehr der fantastische Hintergrundsoundtrack für späte Nachmittage wie etwa die Liveversion von „Parades“, die mit dem dänischen Kammerorchester eingespielt wurde.

Auf Modern Drift folgt Alike, das böse Sting-Assoziationen weckt, doch gleich darauf trumpft I Was Playing Drums mit einer so herzzerreisenden Melodie auf, wie man sie noch nie zuvor von den vier Dänen zu hören bekam.

Pastorale Chorharmonien, schwebende Streicher und schwere Gitarren, Keyboardflächen verstärken die Vokalmelodien, deren assoziative Wortgebilde wie in dem bedrohlich anmutenden Full Moon („We will cross that line and get away / To the hope that follows / For the dream that swears an oath on better days / Can you hear them calling / Can you hear them falling now“) lange im Kopf nachhallen: Magic Chairs ist ein beeindruckend träumerisches und bittersüßes Gesamtwerk, doch wird es wohl auch einige alteingesessene Fans von Efterklang abschrecken. Sollten sie ihren neuen Popappeal in Zukunft wieder mehr in ihre alten cineastischen Klanglandschaften einbetten, könnten sie eine der meistbeachteten Band des Kontinents werden.




Interview mit Sänger Casper Clausen (auf Dänisch) und Peter Broderick (auf Englisch) vom Releasefest im Global am 18.2.2010. Erstmals gesendet am 23.2.2010 auf XFM, Se Tschörmans. Von Jan Hinnerk Petersen und Jan Christoph Hajek. Schnitt und Zusammenstellung: Jan Hinnerk Petersen und Jan Christoph Hajek.

Giv Din Hånd-Solidritätskonzert für Obdachlose, Pumpehuset, 4.2.2010

In Zusammenarbeit mit der Obdachlosenzeitung Hus Forbi und dem kleinen Indie-Label Slowsharkrecords veranstaltet die private Hilfsorganisation Giv Din Hånd (Gib Deine Hand) ein Solidaritätskonzert für Obdachlose. Und das scheint bitter nötig in einem Land, welches aufgegeben hat, sich um die Schwachen in der Gesellschaft zu kümmern.

Wir stehen im leichten Schneetreiben vor dem Pumpehuset. Es ist ziemlich mild heute Nacht, vielleicht minus 4 Grad. Diesen Monat hat das Thermometer auch schon bis zu minus 14 angezeigt. Von hier sind es ungefähr fünf Minuten durch die Nacht bis zum dänischen Parlament. Sozialminister Karen Ellemann hat sich vor kurzem geweigert, mit privaten Organisationen, die den 5000 Obdachlosen in Dänemark Herberge und Essen bieten, in Dialog zu treten – Ob es gerade etwas Wichtigeres gibt im kältesten Januar seit 23 Jahren?

Jimmy Kolding und Michael Espersen gründeten im Sommer 2009 die Nonprofit-Organisation Giv Din Hånd und an diesem Donnerstag veranstalten sie zusammen mit Hus Forbi und Slowsharkrecords ein ausverkauftes Konzert mit einem fantastischen Lineup: The Rumour Said Fire, Cody, Munck//Johnson, Homesick Hank und vier weitere Bands sind angetreten, um auf die schwierige Situation draußen auf den Straßen hinzuweisen. Auf zwei Bühnen bekommt jede Band ein halbe Stunde, was unglaublich angenehm ist; niemals wird es langweilig und sollte eine Band spielen, die man nicht mag, geht man sich eben schnell ein Bier am Tresen holen.

Am Montag waren die Musiker selbst auf der Straße, um die Obdachlosenzeitung Hus Forbi an den Mann zu bringen. Eine Erfahrung, von der alle Künstler im Gespräch sagen, wie prägend sie war und teilweise auch ein beschämender Augenöffner, da die Reaktionen der Passanten sie an sich selbst erinnerte.

Auch hier ein Lächeln: Highway Child-Sänger Patrick Heinsøe wartet geduldig auf das Ende eines Gitarrensolos.

Der musikalische Höhepunkt des Abends war – und das war zu erwarten – die frischgebackenen Preisträger von The Rumour Said Fire. Vor nicht mal fünf Monaten der breiten Öffentlichkeit noch vollends unbekannt, ist ihre Single The Balcony schon jetzt der Hit des Jahres und ich bin nicht oft auf Konzerten, wo das Publikum jede Zeile mitsingen kann.

Und sonst? Cody spielen ein großartiges Set, haben aber mit einem miesen Sound zu kämpfen, in dem der Bass alles überrollt. Homesick Hank überrascht positiv; auf der letzten Platte Ghosts etwas langweilig, spielen sie heute ein sehr schönes Konzert, dass mich dazu bringt, der LP doch noch eine Chance zu geben. Den Metal-Bluesrock von Highway Child hingegen werde ich wohl niemals zu Hause auflegen. Sie schließen ein tolles Konzerterlebnis vor vielleicht noch zwei Dutzend Menschen aber würdig, passend und mit endlosen Gitarrensolis ab und wir haben noch einen Whisky in der Hand, bevor es wieder rausgeht in den dänischen Winter.

Das Schlußwort möchte ich Bjørn geben, einem Obdachlosen, der uns ein Interview für unsere Reportage gegeben hat: „Wenn du kein Geld geben willst, dann gib mir wenigstens ein Lächeln. Mich lächeln viele Leute an, viele hübsche Mädchen.“

PS: Eine Musik-Compilation zur Aktion gibt es auf der Giv Din Hånd-Hompage (gratis) zum downloaden.




Konzertreportage auf Dänisch. Erstmals gesendet am 08.02.2010 auf XFM, Se Tschörmans. Von Jan Hinnerk Petersen und Jan Christoph Hajek. Schnitt und Zusammenstellung: Jan Hinnerk Petersen und Jan Christoph Hajek.